UX-/UI-Design: Mit digitalen Prototypen schneller zum Erfolg

Per Prototyping können schon sehr früh im Prozess Mängel und Probleme mit verhältnismäßig wenig Aufwand ausfindig gemacht werden. Was es genau mit dem Prototyping auf sich hat, verrät Matthias Fänger, Head of UX & Development bei MUUUH! Digital.

Matti, UX & UI Prototyping hört sich ja erstmal recht abstrakt an! Kannst du uns das ein wenig konkret machen?   

Klar! Ein gutes Beispiel, mit dem jeder was anfangen kann, ist beispielsweise die Steuerung einer Klimaanlage. Sowohl im Auto als auch in Gebäuden gibt es dazu unterschiedlichste Ansätze, wie und auf welche Weise man Nutzer durch die unterschiedlichen Einstellmöglichkeiten leitet. Und genau diese Möglichkeiten müssen bei einer Neuentwicklung möglichst früh getestet werden – im Idealfall, bevor die Software hinter dem Ganzen entwickelt wird. Und dazu erstellen wir Prototypen, die im Prinzip die Software bzw. spätere Steuerung simulieren.

Welche Methoden und Möglichkeiten stehen da zur Verfügung?

Naja, die einfachste Form des Prototypings sind Stift und Papier. Denn mit den ersten Skizzen fängt alles an. So nähert man sich dem Design. Danach kommen klickbare Wireframes, sogenannte LoFis, interaktive Designs, die HiFis und die letzte Stufe sind dann programmierte Protoypen, die dann ziemlich nahe an dem sind, was das Design bzw. Konzept letztendlich ausmacht. Vor allem diese Form der Prototypen spielt im Usability Testing die größte Rolle.

Und wie kommen diese Prototypen dann zum Einsatz, bzw. wie sieht ein Prozess dann bei euch konkret aus?

Da komme ich noch mal auf das Beispiel mit den bereits erwähnten Klimageräten: Für das Unternehmen Kampmann haben wir für eine neue Generation Steuergeräte Prototypen für die Raumklimatisierung entwickelt. Dabei ging es um touch-basierte Steuerelemente in der Größe von Lichtschaltern, die dann später in die Wandschalter integriert werden. Dafür haben wir uns umfassend Gedanken zur Nutzerführung, Struktur, Anordnung der Elemente und zur Designidee gemacht. Per Klickdummys haben wir diese Ideen dann an den Nutzergruppen getestet. Und mit den Insights aus diesen Tests ging es dann in nächste Runde.

Und mit den Erkenntnissen passierte dann was?

Damit ging es dann ins Finetuning und in weitere Testschleifen für Details. Das Schöne war: Wir haben lange zwei unterschiedliche Interfaces im Rennen gehabt und diese quasi gegeneinander antreten lassen. Einmal die etwas klassischere Variante und einmal ein etwas progressiverer Ansatz. Dadurch haben wir extrem viel Input bekommen und konnten die beiden Konzepte auch mit den Erfahrungen des jeweils anderen Prototyps weiter verbessern.

Merken die Testpersonen, dass sie „nur“ einen Prototypen testen?

Das ist eigentlich die hohe Kunst des HiFi-Prototypings, dass die User:innen das eben nicht merken. Und dank moderner Programme sind wir mittlerweile in der Lage, die User Expierence so zu simulieren, dass man ein äußerst realistisches Feeling von dem späteren Produkt bekommt. Mit anderen Worten: Es fühlt sich echt an, obwohl es das nicht ist. Und mit diesen realistischen Simulationen zu arbeiten, macht wirklich Bock – für uns, aber auch für die Testpersonen.

Und wie geht’s dann nach dem Testen der Prototypen weiter?

Der ausgereifte digitale Prototyp dient als Basis für die Entwicklungsabteilung bzw. für die endgültige Softwareentwicklung. Das macht den Prozess auch so effizient. Denn so haben die Entwickler:innen eine saubere Basis und müssen nicht nachträglich noch die Software grundlegend anpassen. Mit der entsprechenden Vorarbeit stellen wir sicher, dass die User Experience der Steuergeräte funktioniert und den Anforderungen der späteren Nutzer:innen entsprechen. Damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit enorm, dass das neu entwickelte Produkt bzw. das Interface für die jeweilige Nutzergruppe funktioniert und damit erfolgreich ist.

Für welche Einsatzbereiche lässt sich das nutzen?

Im Prinzip für alle Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine. Und vor allem dort, wo Hard- und Software sehr komplex werden und dadurch besondere Anforderungen an das Design gestellt werden, wie beispielsweise bei modernen Landmaschinen oder hochtechnologischen medizinischen Spezialgeräten. Im Prinzip gilt: Je komplizierter das Konstrukt und die Bedienung, desto größer der Nutzen vom Prototyping. Aber selbstverständlich macht es auch Sinn, „einfachere“ Produkte zu testen. Vor allem dann, wenn es mehrere unterschiedliche Lösungswege bzw. Ansätze gibt, die man vergleichen möchte. Per A/B-Testing lässt sich beispielsweise bei unterschiedlichen Webdesigns ein Favorit bzw. lassen sich erfolgsversprechende Faktoren ermitteln.

Was war dein persönliches Highlight im Projektverlauf?

Zum einen sicherlich die Präsentation der konzeptionellen Idee mit der anschließenden Freigabe. Wir sind mit dem starken Grundgedanken „Fast Forward“ ins Rennen gegangen und umso mehr hat es mich gefreut, dass wir damit überzeugt haben. Aber auch das Erreichen größerer Milestones, die gute Zusammenarbeit und der Livegang waren besonders.

Was fasziniert dich am meisten am Prototyping?

Im Prinzip fasziniert mich die Schnittstelle zu allen Bereichen. Interessant ist ja, dass Interfaces in immer mehr Produkten in unseren Alltag dringen. Ob im Auto, in den eigenen vier Wänden, im öffentlichen Raum oder auf der Arbeit – eine gute Nutzerführung gewinnt in allen Lebensbereichen an Bedeutung. Und hier beste Lösungen mit verhältnismäßig geringem Aufwand zu gestalten, halte ich für eine extrem interessante Aufgabe. Und das Schöne: Durch neue Technik und Möglichkeiten wird die Simulation zunehmend einfacher und noch realistischer.

Dann bleiben wir gespannt! Vielen Dank, Matthias!

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UX/UI Design

 

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