User-Experience-Stammtisch für den Raum Osnabrück gestartet

Vorträge im Video zum Thema Voice-Experience

Wie sieht eine multimodale App für Kinder aus?

Der WDR entwickelt – unter anderem zur Feier des 50. Geburtstags der „Sendung mit der Maus“ in diesem Jahr – eine innovative, sprachgesteuerte App für Kinder. „Klingt einfach, ist es aber nicht zwangsläufig!“, erklärt Elena Morawin. Denn die Anwendung soll auf gängigen digitalen Endgeräten, wie dem Smartphone oder Tablet, genutzt werden – ohne, dass der Bildschirm die Kinder von der Sprachsteuerung ablenkt. Multimodalität bezeichnet in diesem Kontext die Kombination aus einem Graphical und Voice User Interface.

Stammtisch User Experience in Osnabrück online gestartet

Die UX-Designerin hat im Rahmen ihrer Abschlussarbeit Interviews mit Expert:innen und Kindern geführt und festgestellt, dass die visuellen Reize des Displays die Kinder leicht ablenken können. „Der Screen soll die Kinder im Optimalfall im Umgang mit der neuen Technologie unterstützen und ihnen Sicherheit geben.“, betont Morawin. Er müsse recht reduziert gestaltet sein und dürfe nicht zwingend notwendig sein, um die App zu bedienen. Abschließend empfiehlt sie, für eine gelungene multimodale Experience, den Nutzungskontext der Zielgruppe kennenzulernen und die Nutzer:innen, wenn möglich, von Beginn an in den Entwicklungsprozess einzubinden.

Wie wird ein VUI gestaltet?

Im zweiten Teil des Abends, präsentierten Katharina Paul, Junior UX-Designerin bei MUUUH! Next und Jan Uhlenbrok, Director Projects bei MUUUH! Next ihr Vorgehen bei der Gestaltung eines Voice User Interface, also einer Benutzerschnittstelle von Sprachdialogsystemen. Damit eine Kommunikation zwischen Mensch und Bot genauso reibungslos verläuft, wie die zwischen Mensch und Mensch, muss gewährleistet sein, dass die gleichen Parameter gegeben sind: „Also die gleiche Sprache, das gleiche Wissen, das gleiche Verständnis und der gleiche Kontext“, erklärt Katharina Paul.

Wie funktioniert ein Voicebot?

Der Bot nutzt verschiedene Techniken und Verfahren – teilweise KI-gestützt – um diese Parameter zu erlangen. User Stories bilden dafür den Kontext ab, in dem die Kommunikation stattfindet. Unter Zuhilfenahme von User Personas, Place-Onas und der Brand Persona konzeptionieren UI- und UX-Designer:innen spezifische Interaktionen mit dem Bot. Dabei bilden Brand Personas den Schlüssel zu einer guten UX, denn innerhalb von weniger als zwei Sekunden erstellen Zuhörer:innen automatisch ein mentales Bild ihres Gesprächspartners – in diesem Falle dem Bot. „Das sollte nicht dem Zufall überlassen, sondern von UX-Designer:innen gesteuert werden“, empfiehlt Uhlenbrok.

Im Verlauf des Gesprächs arbeitet der Bot dann auf Textbasis. Um eingegebene Sprache in Text zu übersetzen und wieder auszugeben werden STT (Speech-To-Text) und TTS (Text-To-Speech) verwendet. Dank NLU (Natural Language Understanding) wird der Text verstanden und interpretiert. „Auch die NLU muss zunächst von UI- und UX-Designer:innen trainiert werden. Genauso wie der darauffolgende Flow, also die logische Handlungsfolge, die die Kommunikation aufrecht hält“, erklärt Katharina Paul, und ergänzt: „Für die Gestaltung solcher Flows nutzen wir die Conversational Platform unseres Partners Parloa“.

basecom, Hochschule Osnabrück und MUUUH! Next als Organisatoren

Moderiert wurde der Abend vor rund 20 Teilnehmer:innen von Amina Abromand, Professional Lead UX bei basecom. „Wir haben den Stammtisch gemeinsam mit der Hochschule Osnabrück und MUUUH! Next ins Leben gerufen. Hervorgegangen ist die Veranstaltung aus dem World Usability Day, der einmal jährlich im November in 40 verschiedenen Ländern und mit rund 200 Veranstaltungen stattfindet – so auch bereits vier Mal in Osnabrück”, erzählt Abromand. „Vom Stammtisch erhoffe ich mir eine niedrigschwelligere und gleichzeitig auch effizientere Möglichkeit, das Thema UX regional zu platzieren und dauerhaft zu verankern“, sagt Prof. Dr. Frank Ollermann von der HS Osnabrück. „Ich hoffe, dass sich aus der bisherigen "Keimzelle" heraus in Zukunft noch mehr UX-Professionals und Unternehmen in Form von eigenen Vorträgen am UX-Stammtisch beteiligen werden“, so Ollermann weiter.

Persönliche Treffen zukünftig geplant

Für den ersten UX:OS Stammtisch gab es von den Teilnehmer:innen viel Lob für die „gute Organisation“ und den „tollen Einstieg ins Thema Voice“. „Es ist definitiv ein Unterschied, ob solch ein Format online oder offline stattfindet. Die Verweildauer der Teilnehmer:innen online nach einem Vortrag ist meist nicht die längste. In unserem Fall aber wurden noch Fragen gestellt und viel diskutiert. Daher sind wir sehr zufrieden und freuen uns auf das nächste Mal", ergänzt Jan Uhlenbrok. Die Veranstaltung soll zukünftig vierteljährlich stattfinden. Wenn Corona es erlaubt, gern auch persönlich vor Ort. „Die Idee ist, dass wir ihn in verschiedenen Firmen stattfinden lassen, also jede:r Teilnehmer:in mal den Gastgeber macht. Alternativ bietet es sich als Stammtisch natürlich an, sich in einer Kneipe zu treffen”, so Uhlenbrok. Interessierte können sich hier jederzeit anmelden.